Sie möchten herausfinden, wie zufrieden die Mitarbeitenden in Ihrem Unternehmen sind? Die Meinung Ihrer Kundschaft zu einem bestimmten Produkt oder Service erfahren? Um persönliche Einstellungen möglichst nuanciert zu messen, kommt häufig die sogenannte Likert-Skala zum Einsatz. Bei diesem Erhebungsverfahren wählen die Teilnehmenden auf einer mehrstufigen Antwortskala die Option aus, die ihrem eigenen Standpunkt am nächsten kommt. Im folgenden Ratgeber erfahren Sie, ob sich die Likert-Skala auch für Ihre Umfrage eignet, wie Sie von der Befragungsmethode profitieren können und worauf Sie bei einer erfolgreichen Umsetzung achten sollten.
Die Likert-Skala bezeichnet ein statistisches Erhebungsverfahren, benannt nach seinem Erfinder, dem US-amerikanischen Sozialforscher Rensis Likert. Besonders häufig kommt die Likert-Skala in der Psychologie sowie in der empirischen Markt-, Sozial- und Wahlforschung zum Einsatz. Sie eignet sich zur detailgenauen Erfassung verschiedener Variablen, darunter Einstellung, Zufriedenheit, Wichtigkeit, Häufigkeit, Interesse oder Zustimmung. Klingt abstrakt? Hier ein Beispiel zur Veranschaulichung…
Nehmen wir an, Sie planen eine Umfrage zur Mitarbeiterzufriedenheit.
Umfragen mit Likert-Skala sind immer dann sinnvoll, wenn Sie tief in ein Thema eintauchen und möglichst detaillierte Einblicke in die Denkweise der Befragten erhalten möchten. Mit der Likert-Skala können die verschiedensten Variablen gemessen werden:
Häufige Einsatzmöglichkeiten für die Likert-Skala sind:
Diese Aufzählung ist keineswegs abschließend. Immer wenn es um die Messung persönlicher Meinungen geht, sollten Sie Befragungen mit Likert-Skala in Erwägung ziehen. Denn die Erhebungsmethode bringt zahlreiche Vorteile mit sich…
Von Befragungen mit Likert-Skala profitieren Sie in vielerlei Hinsicht:
Trotz der vielen Pluspunkte stoßen Likert-Tests in bestimmten Bereichen an ihre Grenzen. Denn selbst bei einem sehr hohen Skalenniveau mit mehreren Bewertungsstufen sind die Teilnehmenden in ihren Antwortmöglichkeiten eingeschränkt und können ihre individuellen Ansichten nicht kundtun.
Auch unsere subjektive Wahrnehmung spielt eine Rolle. Obwohl zwei Personen das Gleiche empfinden, beschreibt sich eine vielleicht als zufrieden, während sich die andere als äußerst zufrieden einstuft. Manche Menschen vergeben Extremwerte nur zögerlich, andere sind anfällig für Übertreibungen. Ergebnisverzerrungen lassen sich also nie vollständig ausschließen.
Auch die oft große Menge an Fragen kann sich auf die Genauigkeit der Resultate auswirken. Wenn Motivation und Aufmerksamkeit nachlassen, konzentriert man sich unter Umständen weniger auf die einzelnen Nuancen, sondern nur noch auf generelle Zustimmung oder Ablehnung.
Doch mit der richtigen Durchführung lassen sich die Nachteile der Likert-Skala auf ein Minimum reduzieren. Wir erklären Ihnen anhand einiger Beispiele, wie Sie dabei am besten vorgehen.
Vor der konkreten Umsetzung einer Likert-Umfrage müssen Sie noch einige Entscheidungen treffen.
Bewertungsskalen können entweder mit Zahlen oder Worten versehen werden.
Verbale Skalen erlauben eine präzisere Interpretation, numerische Skalen können leichter ausgewertet werden. In der Praxis hat sich in vielen Fällen eine Mischform aus numerischer Skalierung mit verbal benannten Endpunkten etabliert. Dank der kurzen Ziffern können mehrere Einstufungsmöglichkeiten angeboten werden, ohne dass es unübersichtlich wird. Die verbale Verankerung an den Extrempunkten wirkt Missverständnissen entgegen. Außerdem garantiert die Verwendung von Zahlen, dass die Abstände zwischen den Bewertungsmöglichkeiten als identisch wahrgenommen werden. Das macht die Likert-Skala zur Intervallskala mit metrischen Werten und mehr statistischen Auswertungsmöglichkeiten im Vergleich zur Ordinalskala.
Beispiel: Wie zufrieden sind Sie mit unserem Kundenservice?
In beiden Fällen ist das Skalenniveau der Likert-Skala ordinal, die Antwortmöglichkeiten sind also in einer logischen Rangfolge mit steigendem Zufriedenheitsgrad angeordnet. In Beispiel 2 allerdings herrscht ein Ungleichgewicht zwischen positiven und negativen Antwortmöglichkeiten (1x unzufrieden, 3x zufrieden), was eine Tendenz zu positiven Antworten verursachen könnte.
An den beiden Extrempunkten bei bipolaren Likert-Skalen stehen sich Gegensätze gegenüber (gut/schlecht, richtig/falsch, wichtig/unwichtig). Unipolare Likert-Skalen dagegen haben einen natürlichen Nullpunkt und kommen vor allem dann zum Einsatz, wenn das gegenteilige Wortpaar nur schwer zu definieren ist. Für einige Variablen sind auch beide Darstellungsweisen denkbar.
Beispiel: Zustimmung
In der Praxis werden vorwiegend unipolare Modelle verwendet, da sie als weniger komplex gelten und eher ein metrisches Skalenniveau der Likert-Skala implizieren, als dies bei gegensätzlichen Adjektiven der Fall wäre.
Zuletzt stellt sich die Frage, wie viele Merkmalsausprägungen Sie für Ihre Likert-Umfrage wählen sollten. Die Anzahl der Abstufungen hängt vom Aufbau des Fragebogens und der gewünschten Erkenntnistiefe ab. Generell gilt: je mehr Antwortmöglichkeiten, desto feiner die Messung. Zu viele Optionen dagegen können die Befragten überfordern und zu Angaben nach dem Zufallsprinzip verleiten. In Anlehnung an die Millersche Zahl sind die meisten Likert-Skalen mit sieben plus/minus zwei Bewertungsstufen ausgestattet.
Ob die Anzahl der Antwortkategorien gerade oder ungerade ist, spielt für die Aussagekraft der Ergebnisse oft eine größere Rolle als die genaue Menge. Bei einer geraden Abstufung müssen sich die Teilnehmenden für eine Seite entscheiden, während sie bei ungeraden Werten eine neutrale Position in der Mitte einnehmen können. Das Vorhandensein dieser Ausweichmöglichkeit verringert den Entscheidungsdruck, was wiederum die Abbruchquoten reduzieren könnte. Andererseits lädt die Mittelposition zu Enthaltungen ein, wodurch die Ergebnisse unter Umständen an Zuverlässigkeit verlieren. In der Praxis haben sich vor allem fünf- und siebenstufige Likert-Skalen durchgesetzt.
Lesen Sie die Antworten auf die häufigsten Fragen zur Verwendung der Likert-Skala in aller Kürze.
Die Likert-Skala macht persönliche Einstellungen messbar. Aufgrund ihrer Mehrstufigkeit liefert sie detaillierte Ergebnisse, aus welchen sich konkrete Handlungsempfehlungen ableiten lassen. Dank der leicht verständlichen Bewertungsskala können mehrere Themenbereiche mit nur einer Umfrage abgedeckt werden. Auch die Auswertung ist unkompliziert, was zusätzlich Zeit und Kosten spart.
Vorformulierte Antwortmöglichkeiten, selbst wenn es mehrere sind, lassen keinen Platz für individuelle Ansichten. Bewertungen können subjektiv ausfallen, wodurch die Ergebnisse an Aussagekraft verlieren. Ob sich ein Mensch mit einer Situation als zufrieden oder als sehr zufrieden bezeichnet, ist mehr von Persönlichkeitsmerkmalen als von harten Fakten abhängig.
Die Likert-Skala setzt sich im Wesentlichen aus drei Bestandteilen zusammen: Merkmale (die Themengebiete, welche die Umfrage abdeckt), Items (mehrere Aussagen oder Fragen zu den einzelnen Merkmalen) und eine mehrstufige Bewertungsskala mit möglichst nuancierten Antwortoptionen.
Die Likert-Skala eignet sich für nahezu alle Umfragearten. Besonders häufig misst sie Einstellungen und Meinungen zu bestimmten Produkten, Dienstleistungen und Unternehmen, die Kunden- und Mitarbeiterzufriedenheit, Kaufabsichten und -frequenzen sowie ganz allgemein unsere Zustimmung zu vorformulierten Aussagen.
Die Likert-Skala ist eine Ordinalskala mit sinnvoll angeordneten Merkmalen. Statistisch relevante Aussagen lassen sich somit nur über die Häufigkeit und über die Rangfolge der Ergebnisse treffen. Wie der Abstand zwischen zwei Merkmalen empfunden wird, ist anders als bei metrischen Intervallskalen individuell. Das reduziert die mathematisch zulässigen Operationen bei der Auswertung und kann zu Interpretationsschwierigkeiten führen.
Besonders häufig kommen fünf- oder siebenstufige Bewertungsskalen zum Einsatz. Sie bieten ausreichend verschiedene Auswahlmöglichkeiten und erlauben das Ausweichen auf eine neutrale Mittelposition.