Was ist der Unterschied zwischen Verzerrung durch Nichtbeantwortung und Beantwortungsverzerrung?
Alle Verzerrungen lassen sich in zwei Kategorien einordnen: der Beantwortungsverzerrung und der Verzerrung durch Nichtbeantwortung. Damit Verzerrungen verstanden werden können, ist es wichtig, beide Kategorien zu beleuchten und die Unterschiede zwischen ihnen zu erklären.
Beantwortungsverzerrung kann als Unterschied zwischen den wahren Werten von Variablen in der Netto-Stichprobengruppe einer Studie und den Werten von Variablen in den Ergebnissen derselben Studie definiert werden. Das bedeutet, dass die Beantwortungsverzerrung durch ein beliebiges Element in der Studie verursacht wird, das die Ergebnisse von den tatsächlichen Meinungen oder Fakten der zur Stichprobe gehörenden Befragten abweichen lässt. Diese Art von Verzerrung wird am häufigsten dadurch verursacht, dass die Befragten ungenaue Antworten geben oder die Antworten fehlerhaft erfasst oder falsch analysiert werden.
Verzerrung durch Nichtbeantwortung tritt auf, wenn einige Befragte aus der Stichprobe die Umfrage nicht beantworten. Der wichtigste Unterschied ist hierbei, dass der Fehler durch Abwesenheit von Befragten entsteht und nicht aus der Erfassung fehlerhafter Daten. Fachlich ausgedrückt bedeutet dies, dass Verzerrung durch Nichtbeantwortung die Abweichung ist zwischen den wahren Mittelwerten der ursprünglichen Stichprobenliste (Personen, die eine Einladung zur Teilnahme an der Umfrage erhalten haben) und den wahren Mittelwerten der Nettostichprobe (tatsächliche Befragte). Diese Art der Verzerrung entsteht am häufigsten durch Absagen oder Ablehnen seitens der Teilnehmer oder durch die Unfähigkeit, einige Befragte zu erreichen.
Wie im vorherigen Abschnitt zu Verzerrung und Fehlern diskutiert, muss ein Fehler systematischer Natur sein, um als Form von Verzerrung betrachtet zu werden. Verzerrung durch Nichtbeantwortung stellt hierbei keine Ausnahme dar. Wenn eine Umfragemethode oder ein Umfrageentwurf so erstellt wurde, dass die Wahrscheinlichkeit steigt, dass bestimmte Gruppen potenzieller Befragter die Teilnahme ablehnen oder während des Umfragezeitraums abwesend sind, wurde dadurch eine systematische Verzerrung geschaffen:
1. Abfrage sensibler Informationen: Stellen Sie sich eine Umfrage zur Erfüllung von Steuerzahlungen vor. Bürger, die die Steuergesetze nicht ordnungsgemäß einhalten, werden diese Umfrage nur ungern ausfüllen und die Teilnahme mit größerer Wahrscheinlichkeit ablehnen. Dadurch entsteht offensichtlich eine Verzerrung der Daten in Richtung einer eher gesetzestreuen Stichprobe als von der ursprünglichen Stichprobe vorgesehen. Verzerrung durch Nichtbeantwortung in Umfragen, in denen nach rechtlich sensiblen Informationen gefragt wird, hat sich als noch tiefgreifender erwiesen, wenn in der Umfrage ausdrücklich angegeben wird, dass die Regierung oder eine andere Behörde die Daten erfasst!
2. Schwierigkeiten mit der Einladung: Viele Umfrageersteller verursachen Verzerrung durch Nichtbeantwortung dadurch, dass sie ihre Einladungen vorher nicht ausreichend testen. Ein Großteil der jungen Erwachsenen und der Arbeitnehmer im Wirtschaftssektor beispielsweise beantworten viele E-Mails auf ihrem Smartphone. Wenn die Umfrageeinladung in einer E-Mail gesendet wird, die auf Mobilgeräten nicht gut dargestellt wird, sinkt die Beantwortungsquote bei Smartphone-Benutzern erheblich. Dadurch entsteht eine Nettostichprobe, bei der die Meinungen der demografischen Gruppe der Smartphone-Benutzer unterrepräsentiert sind.
Verzerrung durch Nichtbeantwortung lässt sich kaum vollständig ausschließen, doch gibt es einige Möglichkeiten, dafür zu sorgen, dass diese Art der Verzerrung so gut es geht vermieden wird. Natürlich erzielt eine professionelle, gut strukturierte und entworfene Umfrage höhere Abschlussquoten, doch beachten Sie die folgenden fünf Möglichkeiten, mit denen Sie Ihr Forschungsvorgehen so gestalten können, dass es bei Ihrer Umfrage zu einer möglichst geringen Verzerrung durch Nichtbeantwortung kommt:
1. Testen Sie Ihre Umfragemedien im Vorfeld gründlich: Wie im Beispiel oben erläutert, ist es äußerst wichtig, dass Ihre Umfrage und die zugehörigen Einladungen auf allen Medien und Geräten, die Ihre potenziellen Befragten gegebenenfalls nutzen, reibungslos ablaufen. Umfrageaufforderungen werden mit viel höherer Wahrscheinlichkeit ignoriert, wenn die Ladezeiten lang sind, die Fragen nicht vollständig auf dem Display angezeigt werden oder die Teilnehmer zu viel Aufwand haben, um die Umfrage auf ihrem jeweiligen Gerät darzustellen. Am besten berücksichtigen Sie die unterschiedlichen Arten von Kommunikationssoftware und Geräten, die von den Personen in Ihrer Stichprobe verwendet werden. Testen Sie dazu Ihre Umfragen und Einladungen vorab auf jedem Medium, um zu gewährleisten, dass Ihre Umfrage von allen Befragten mühelos ausgefüllt werden kann.
2. Vermeiden Sie übereilte oder zu knappe Datenerfassungszeiträume: Das Schlimmste, was ein Umfrageersteller tun kann, ist den Datenerfassungszeitraum zu begrenzen, um einen engen Termin einzuhalten. Der Grad der Verzerrung durch Nichtbeantwortung in Ihrer Studie wird erheblich ansteigen, wenn Sie im Hinblick auf den Zeitraum, den Sie den Befragten für die Beantwortung Ihrer Umfrage geben, nicht flexibel sind. Glücklicherweise ist Flexibilität einer der Hauptvorteile bei Online-Umfragen, da hierfür keine Gespräche (per Telefon oder persönlich) nötig sind, die zu bestimmten Tageszeiten durchgeführt werden müssen. Wenn Sie Ihre Umfrage jedoch nur einige wenige Tage live schalten, können Sie dadurch dennoch für Ihre Befragten die Möglichkeit der Beantwortung stark einschränken. Stattdessen ist es empfehlenswert, den Zeitraum für die Erfassung Ihrer Umfrage auf mindestens zwei Wochen auszudehnen, damit die Teilnehmer anhand ihres eigenen vollen Terminkalenders wählen können, wann sie die Umfrage beantworten.
3. Senden Sie den potenziellen Befragten Erinnerungen: Während des Datenerfassungszeitraums mehrere E-Mails zur Erinnerung zu versenden hat sich als sinnvoll erwiesen, um eine größere Anzahl beendeter Beantwortungen zu erhalten. Am besten senden Sie die erste Erinnerungs-E-Mail nach der Hälfte des Erfassungszeitraums und die zweite gegen Ende dieses Zeitraums. Achten Sie darauf, dass Sie die Personen in Ihrem E-Mail-Verteiler, die Ihre Umfrage bereits ausgefüllt haben, nicht mit Erinnerungen belästigen!
4. Sorgen Sie für Vertraulichkeit: Bei jeder Umfrage, die Informationen persönlicher Art abfragt, sollten Sie den Befragten versichern, dass die erfassten Daten streng vertraulich behandelt werden. Dies ist besonders wichtig bei Umfragen, die sich mit sensiblen Themen befassen. Stellen Sie bereits in Ihrer Einladung sicher, dass die von den Befragten angegebenen Informationen zusammengefasst im Rahmen der gesamten Stichprobengruppe betrachtet und nicht einzeln untersucht werden.
5. Arbeiten Sie mit Anreizen: Viele Menschen weigern sich, Umfragen auszufüllen, weil sie der Meinung sind, dass sie keine Zeit für die Beantwortung von Fragen haben. Dann ist ein Anreiz erforderlich, um die Menschen zur Teilnahme an Ihrer Studie zu motivieren. Abhängig von der Länge der Umfrage, der Schwierigkeit, die richtigen Befragten zu finden (z. B. einbeinige Sammler von Löffeln aus dem 15. Jahrhundert), und den erfragten Informationen kann sich ein Anreiz von minimalem bis hin zu erheblichem Wert bewegen. Denken Sie daran: Die meisten Befragten haben kein berechtigtes Interesse an Ihrer Studie und müssen von daher überzeugt werden, ihre Zeit dafür aufzuwenden!
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