Sie haben den Entwurf Ihrer Umfrage fertiggestellt und können jetzt loslegen: herzlichen Glückwunsch! Aber es bleibt eine nagende Ungewissheit: Ich habe so viel Mühe auf das Schreiben der Umfrage verwendet. Was, wenn die Menschen einfach einige der Fragen überspringen? Aha! Ich markiere einfach alle Fragen als Pflichtfragen und schon ist das Problem gelöst.
Sorry, nein, nicht wirklich. Wenn es nach der Meinung unserer Experten geht, gibt es einiges, was gegen die Verwendung von Pflichtfragen spricht.
Auf den ersten Blick sieht das verrückt aus, aber wenn Sie alle Fragen Ihrer Umfrage zu Pflichtfragen machen, haben Sie am Ende vielleicht insgesamt weniger Beantwortungen. Wirklich? Warum denn das?
Angenommen Ihre Umfrage umfasst eine Frage wie „Welche Farbe hat Ihr Hund?“ und Sie markieren diese als Pflichtfrage.
Wie können Sie diese Frage beantworten, wenn Sie gar keinen Hund haben, die Frage aber beantwortet werden muss, um mit der Umfrage fortzufahren? Für die Teilnehmenden ist dies ein frustrierendes Erlebnis und wenn Sie Pech haben, steigen diese vor lauter Frust aus der Umfrage ganz aus. Nicht gut.
Ähnliches passiert, wenn Sie persönliche oder intime Fragen stellen. Auch hier würden sich so manche gegen eine Antwort und für das Beenden der Umfrage entscheiden. Eine aktuelle Umfrage von Jean Philippe Décieux et al. ergab, dass 35 % der Befragten eine Umfrage abgebrochen haben, wenn sie persönliche Fragen beantworten sollten. Dieses Ergebnis steht im Gegensatz zu nur 9 % Abbrecher, wenn den Teilnehmenden die Möglichkeit eingeräumt wurde, die Frage zu überspringen.
Bei der eben genannten Umfrage ging es um die Zufriedenheit in der Beziehung und die sexuelle Vorgeschichte, also sehr persönliche Themen, aber andere Fragen, die auch als persönlich oder intim aufgefasst werden, sind Fragen zu Gesundheit und Krankheiten, zur Straffälligkeit, zu Einkommen und Verschuldung oder Fragen, die für den restlichen Teil der Umfrage als nicht relevant wahrgenommen werden.
Somit gibt es zwei Probleme: Zum einen erhalten Sie weniger Beantwortungen und zum anderen führen Pflichtfragen vielleicht zu falschen Antworten, was das größere Problem darstellen könnte. Kommen wir zu den zwei oben aufgeführten Beispielen zurück: Die nicht relevante Frage (Welche Farbe hat Ihr Hund?) und die persönliche Fragen, die Menschen nicht gerne beantworten. Ob die Teilnehmenden nun auf den einen oder den anderen Fragetyp stoßen, auf jeden Fall könnten sie sich für einen Abbruch entscheiden oder sie könnten sich eine Antwort einfach ausdenken oder eine beliebige Antwort geben, um die Umfrage fortsetzen zu können.
Diese Situation ist nicht nur rein hypothetisch. In derselben Studie von Décieux, am Ende der Umfrage, sollten die Teilnehmenden angeben, wie ehrlich ihre Antworten auf die vorigen Fragen gewesen sind. Diejenigen, die nicht überspringen konnten, gaben einen höheren Grad an Unehrlichkeit an als diejenigen, die die Möglichkeit zum Überspringen hatten.
In Wahrheit ist Unehrlichkeit ein größeres Problem als nur ein paar fehlende Daten. Wenn von den gegebenen Antworten ausreichend viele unehrlich sind, könnten Sie als Umfrageersteller/in zu falschen Schlüssen verleitet werden! Was sollten Sie also tun, um so viele (präzise) Daten wie möglich zu erhalten?
Der beste Rat hier? Markieren Sie Fragen nur dann als Pflichtfragen, wenn dies wirklich absolut notwendig ist. So ist es zum Beispiel eine gute Idee, eine Frage als Pflichtfrage zu markieren, wenn Sie dadurch gewichtete Beantwortungen erhalten oder Ihre Daten eingrenzen können.
Teilweise ist dies darin begründet, dass sich die Teilnehmenden mit der Befragung stark identifizieren konnten. Je wichtiger einer Person die Umfrage ist, desto mehr Zeit und Mühe wird sie in deren Abschluss stecken. Da die Audience-Befragten mit jeder Erhebung eine gemeinnützige Organisation unterstützen, sind sie sehr stark an den Umfragen, für die sie ausgewählt wurden, interessiert.
Eine mögliche Alternative ist es, zwar alle Fragen als Pflichtfragen zu markieren, aber als Antwortoption ein Weiß nicht oder Keine Angabe einzubauen. Décieux's Studie zeigte, dass Pflichtfragen mit einer Weiß nicht-Antwortoption zu einer wesentlich geringeren Abbruchrate führten als Umfragen ohne eine solche Option (9 % vs. 35 %) und dass ein geringerer Anteil der Befragten angab, weniger ehrlich geantwortet zu haben (13 % vs. 25 %).
Damit kennen Sie nun die Vor- und Nachteile von Pflichtfragen in- und auswendig. Also nochmals: herzlichen Glückwunsch! Berücksichtigen Sie bitte noch Folgendes: Je reibungsloser das Umfrageerlebnis, desto höher die Zufriedenheit der Teilnehmenden und desto bessere Daten können Sie gewinnen.