Ausgangslage
Die Hasliaare wurde Ende des 19. Jahrhunderts korrigiert und verläuft seither mehrheitlich in einem Doppeltrapezprofil von der Aareschlucht bis zum Brienzersee. Über lange Zeit erfüllte das Werk seine Aufgabe sehr gut. Inzwischen sind die Hochwasserschutzmassnahmen stark gealtert und die vergangenen Hochwasserereignisse haben aufgezeigt, dass die Abflusskapazität ungenügend ist. Ausserdem weist das Gewässer erhebliche ökologische Defizite auf. Basierend auf dem vom Regierungsrat des Kantons Bern genehmigten Gewässerrichtplan (GRP) Hasliaare wurde das vorliegende Vorprojekt ausgearbeitet.
Projektinhalt
Die Hasliaare wird zwischen Aareschlucht und Balmbrücke auf ein HQ100 von 530 m3/s und unterhalb Balm auf ein HQ30 von 400 m3/s ausgebaut. Durch Verlegung des rechten Dammes oberhalb Meiringen wird auch die Bahnlinie in den Hochwasserschutz einbezogen. In der Sandey wird eine Aufweitung realisiert, welche der ökologischen Aufwertung und bei Bedarf der Geschiebeentnahme dient. Aufgrund der unterschiedlichen Dammhöhe von 0.5 m, entlastet die Hasliaare im gesamten Perimeter kontrolliert über die überströmbaren Dämme auf die linke Seite.
Aufgrund einer zu grossen Anreicherung des Grundwassers kann der Querschnitt des Mittelgerinnes nur oberhalb der Willigenbrücke und unterhalb Brienzwiler verändert werden. In diesen Bereichen wird der Längsverbau abschnittsweise mit einseitigen und alternierenden Buhnenfeldern (dammartige Querbauwerke) ersetzt. Im Bereich dazwischen soll bei Bedarf (je nach Zustand der bestehenden Verbauung) ein strukturierter Blockverbau das Ufer schützen. Mit diesen Massnahmen bleibt das abflusswirksame Mittelgerinne bestehen und somit der Geschiebetransport gewährleistet.
Die Vorländer sollen weiterhin landwirtschaftlich genutzt und ökologisch aufgewertet werden. Im Deltabereich werden die beiden Seitenbäche der Aare (Gurgenkanal und Entenbächli) revitalisiert und die ökologische Funktionalität verbessert. Entlang des Seeufers, südlich der Aaremündung, sind Inselschüttungen, abschnittsweise Seeuferrevitalisierung und die Schaffung von neuen Amphibienlebensräumen vorgesehen.
Um den Hochwasserschutz zu erreichen sind folgende Massnahmen an den Brücken vorgesehen: Der Pontlisteg und die Hirssibrücke werden ersetzt und der Neubau der Balmbrücke wurde bereits ausgeführt. Die Willigenbrücke wird in eine Druckbrücke umgebaut und der Stägmattsteg wird ersatzlos abgebrochen. Die Aareggbrücke wird belassen. Die im Vorland der Hasliaare verlaufenden Werkleitungen werden mit dem Projekt vollständig aus dem Gewässerraum verlegt.
Kosten und Wirtschaftlichkeit
Die Kostenschätzung auf Stufe Vorprojekt beläuft sich auf rund Fr. 148 Mio. exkl. Bauwerke Dritter. Davon werden Fr. 66 Mio. für den neuen Hochwasserschutz und Fr. 82 Mio. für die Erneuerung des Längsverbaus inkl. Risikokosten (ca. Fr. 19 Mio.) und MWST eingesetzt. Aufgrund des hohen Schadenpotenzials im Haslital ist das Projekt mit einem Kosten-Nutzenverhältnis von ca. 1.5 kostenwirksam. 60 - 80 % der Kosten werden von Bund und Kanton übernommen.
Mitwirkung
Der Kanton Bern legt das Hochwasserschutzprojekt vom 14. Oktober 2024 bis 15. November 2024 zur öffentlichen Mitwirkung auf. Wir laden Sie herzlich ein, sich mit dem Hochwasserschutz- und Revitalisierungsprojekt der Aare auseinanderzusetzen und uns, dem Oberingenieurkreis II, Ihre Anregungen, Hinweise und Einwände schriftlich mitzuteilen. So kann das Projekt weiter verbessert werden.
Das Projektdossier kann unter dem folgenden Link https://www.aare.bvd.be.ch/ oder während den Öffnungszeiten auf den Verwaltungen der Standortgemeinden Brienz, Brinezwiler, Hofstetten, Meiringen und Schattenhalb eingesehen werden.